Framing und Reframing – Wie Worte unsere Sichtweise und Interpretation beeinflussen
Kennst du das? Zwei Menschen erleben dieselbe Situation und erzählen später völlig unterschiedliche Geschichten darüber: Für den einen war es ein Rückschlag, für den anderen eine Chance. Der Unterschied liegt oft nicht in der Erfahrung selbst, sondern in dem Rahmen, den wir ihr geben. Genau darum geht es in dieser Folge: Framing und Reframing und wie du mit Worten deine Wahrnehmung, deine Gefühle und sogar deine Möglichkeiten verändern kannst.
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Schnelle Zusammenfassung
- Framing setzt einen Bedeutungsrahmen.
- Reframing setzt diesen Rahmen neu.
- Kontext und Bedeutung gezielt nutzen.
- Übungen helfen beim Transfer in den Alltag.
Was ist Framing und was ist Reframing
Framing bedeutet, eine Situation, Information oder Aussage in einen Bedeutungsrahmen zu setzen – bewusst oder unbewusst. Dieser Rahmen beeinflusst sofort, wie wir etwas erleben und bewerten. Beispiel: 90 Prozent fettfrei klingt gesünder als enthält 10 Prozent Fett, obwohl beides dasselbe aussagt.
Reframing bedeutet, einen bestehenden Rahmen neu zu setzen. Die Situation bleibt gleich, aber wir sehen sie aus einer anderen Perspektive und geben ihr eine andere Bedeutung. Klassisches Beispiel: Das Glas ist halb leer wird zu Das Glas ist halb voll.
Zwei Arten des Reframings
Kontext Reframing
Die Bedeutung einer Eigenschaft oder Situation ändert sich, wenn der Kontext wechselt. Beispiel: Perfektionismus kann in Brainstormings hinderlich sein, in der Qualitätskontrolle aber ein Vorteil.
Bedeutungs Reframing
Der Kontext bleibt gleich, aber wir geben der Situation eine neue Bedeutung. Beispiel: Ich entscheide mich schwer kann nerven, oder zeigen, dass man verantwortungsvoll und überlegt handelt.
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Warum wirkt das so stark
Reframing verändert nicht, was passiert, aber es verändert, wie wir es sehen. Das beeinflusst Gefühle, Entscheidungen und oft auch das Ergebnis. Frames aktivieren im Gehirn emotionale und kognitive Netzwerke und steuern, welche Informationen wir betonen, wie wir sie abspeichern und wie wir reagieren.
Praxisbeispiele
- Alltag: Ärger im Stau wird zu Ich habe jetzt Zeit für meinen Lieblingspodcast.
- Vortrag: Lampenfieber wird zu Mein Körper gibt mir Energie, um präsent zu sein.
- Medien: Steuererleichterung statt Steuergeschenk – gleiche Sache, anderer Frame.
Mitmach Teil, drei Übungen kompakt
Übung 1, Frame Check im Alltag
Ziel: Wahrnehmen, wie Formulierungen die Sichtweise beeinflussen.
- Denk an eine aktuelle Situation aus deinem Tag.
- Formuliere in einem Satz, was passiert ist, so wie du es spontan siehst.
- Formuliere denselben Satz bewusst positiv.
- Formuliere ihn neutral.
- Spüre nach, welche Version sich leichter oder motivierender anfühlt.
Übung 2, Kontextwechsel Brille
Ziel: Einen Kontext finden, in dem Probleme zu Stärken werden.
- Nimm eine Eigenschaft, die du kritisch siehst.
- Finde drei Situationen, in denen sie ein Vorteil ist.
Beispiel: Ich bin manchmal zu direkt – Vorteil in Notfällen, wenn Klarheit zählt; Vorteil bei Verhandlungen, wenn keine Missverständnisse entstehen dürfen; Vorteil, um Entscheidungen voranzubringen.
Übung 3, dein tägliches Reframe Journal
Ziel: Reframing zur Gewohnheit machen.
- Nimm dir abends zwei Minuten Zeit.
- Schreibe eine Situation auf, die dich genervt oder enttäuscht hat.
- Formuliere direkt darunter einen Reframe, Kontext oder Bedeutung.
- Mach das 14 Tage lang – dein Gehirn wird automatisch öfter positive Perspektiven suchen.
Fazit
Framing beeinflusst, wie wir die Welt sehen. Reframing gibt uns die Freiheit, diesen Rahmen bewusst zu verändern. Du kannst nicht alles kontrollieren, was passiert, aber du kannst immer entscheiden, welchen Rahmen du einer Situation gibst. Oft reicht dieser kleine Perspektivwechsel, um ruhiger, handlungsfähiger und kreativer zu werden.
Praxis Tipp: Such dir eine kleine Sache, die dich nervt, und finde mindestens eine positive Sichtweise darauf.
Hinweis: Die Übungen eignen sich für Selbstcoaching, Coaching und Teamreflexion.