Wann Überprofessionalität gefährlich sein kann
Gefühle und Arbeitsleben
Warum Gefühle im Arbeitsleben etwas verloren haben :)
Wann Überprofessionalisierung gefährlich werden kann
oder Haben Gefühle im Arbeitsleben überhaupt etwas verloren?
Zum Einstieg eine Definition von Professionalität:
„Profession als auch Handeln auf Fachbasis regulieren sich im Wort Professionalität. Ein auf fachlich erworbenem Wissen basiertes Handeln ohne Zulassen von anderem kurzzeitig erworbenem Wissen. Heißt, fachlich kompetent handeln, nach eigenem Wissen und Gewissen.“
Themenübersicht
Was geschieht, wenn der Mensch nur auf professionell / sachlicher Basis handelt und seine Emotionen außenvor lässt?
Wann ist Professionalität angebracht?
Was ist, wenn die eigene Profession nicht weitergebildet wird und Jahre, Jahrzehnte, auf dem gleichem Stand bleibt?
Empathie und Profession, geht da etwas miteinander?
Professionalität als Vorwand?
Intrinsische und extrinsische Grundhaltung
Was geschieht, wenn der Mensch nur auf professionell / sachlicher Basis handelt
Es ist nicht grundlegend schlecht, wenn der Mensch nur auf sachlicher professioneller Basis handelt, es ist nur schwer für den mitarbeitenden Menschen auszuhalten.
Menschen sind soziale Wesen und brauchen für den Kontakt die Stimmigkeit des Menschen, nicht nur die korrekte Ausübung des Berufs. Wenn der Mensch nicht sozial interagiert ist, wird er von Anderen nicht als Ganzheit wahrgenommen und – verkannt. Das wiederum führt oft zu Rückzug und zu weiterer Professionalisierung. „Ich muss nur gut genug sein, dann…“. „Ich muss nur noch einen weiteren Abschluss machen, dann ..“
Eine Utopie zu glauben, das würde gut gehen, ein Leben lang. Ein Mensch kann nur gut existieren im sozialen Kontext.
Kollegiales Handeln heißt demnach eindeutig, mit anderen Menschen nicht nur auf professioneller Basis zusammenzuarbeiten, sondern auch Gefühle als etwas Lebendiges und Normales anzusehen. Interessanterweise ist Empathie dann ein Teil der Professionalität.
Zur Abgrenzung unserer Lebensbereiche und Schutz des Privatlebens. Manches gehört nun mal nicht ins Arbeitsleben.
In der Arbeit mit einer Klientel, das sehr nahbar und fordernd ist.
Hier ist es wichtig, Arbeit von Privatem zu trennen. Gerade in Helferberufen, ist es keine Hilfe, zu viel an Nahbarkeit zu zeigen. Es braucht einen gesunden Abstand, damit auch die eigene Gefühlswert und Psyche Zeit für Erholung haben.
Den zu helfenden Menschen hilft es mehr, wenn der Mensch gegenüber, kongruent und auf professioneller empathischer Basis agiert. Gerade weil der Klient unter Umständen aus einem prekären Lebensumfeld kommt und Kontinuität benötigt, um Situationen zu bewältigen und Lösungswege erfolgreich umzusetzen.
Wir sprechen von professioneller Distanz. Und gleichzeitig ist Nähe unabdingbar. Wichtig ist hier nicht zu unnahbar zu wirken, sondern das Gegenüber miteinbeziehen und zu kommunizieren.
Eric Berne, der Begründer der Transaktionsanalyse sagte einmal: „Das, was nicht im Beisein eines Patienten gesagt werden kann, ist es nicht wert überhaupt gesagt zu werden.“
Wie soll sich ein Klient weiterentwickeln, wenn alles für diese Person entschieden wird?
Was ist, wenn die eigene Profession nicht weitergebildet wird und Jahre, Jahrzehnte, auf dem gleichem Stand bleibt?
Es gibt immer neue empirische Studien, um aktuelle Erkenntnisse in den professionellen Alltag einzubinden. Stillstand wäre also Rückschritt.
Wissen ist Macht? Nix wissen macht auch nichts? Oh doch. Wenn der Mensch sich nicht weiterbildet, wie soll er sich dann selbst weiterentwickeln und das Beste oder zumindest das Gute für die Klienten tun?
Das ist tatsächlich wie Rudern, stellt man es ein, treibt man zurück, es gibt keine Möglichkeit, an der gleichen Stelle zu bleiben.
Bleibt die Person arbeitstechnisch gefragt, wenn kein neues Knowhow erworben wird oder gar Menschen nicht so gut betreut werden können durch in die Jahre gekommene Praktiken? Ganz klar nein. In der heutigen Zeit, wo alles immer moderner wird, Wissen schneller aktualisiert wird als so manche Ausbildung, ist es wichtig, sich stetig weiter- oder fortzubilden. Mit der Digitalisierung verändert sich darüber hinaus vielfach die Art und Weise der Arbeit und des Lebens.
Gehört empathisches Handeln überhaupt in eine Profession?
Klar. Stimmigkeit bedeutet echt sein, im Auftreten, im Gesagtem, im Denken sowie in Mimik und Gestik als Spiegel der Kommunikation.
Klienten lassen sich meist nur auf den Menschen ein, der auch kongruent zu der ausgeübten Arbeit steht. Wer also seine Arbeit, seine Aufgabe mag und die entsprechende Haltung dazu hat, kommt echter an.
Einem sozialen Wesen ohne Empathie zu begegnen und auf professionelle Art aufzufangen ist unmöglich. Wir sind schließlich keine Maschinen. Jede Technik, jeder geordnete Arbeitsablauf, jede geübte Professionalität hat dienenden Charakter, heißt, sie soll den Menschen unterstützen bei seinen Aufgaben. Das war auch noch nie anders in der Menschengeschichte, zeigt sich in nur heute nach dem Maschinenzeitalter deutlicher.
Tatsache ist, dass wir mit den Methoden des letzten Jahrhunderts die heutigen Probleme nicht lösen können. Wir brauchen andere Begegnungen und die liegen in einer Erweiterung der Professionalisierung, im Bereich der sozialen Kompetenzen. Gefühle gehören eben dazu, echte Begegnungen auch. Gefühle richtig auszudrücken und sie zu verbinden mit einer adäquaten Haltung ist ein weites Übungsfeld.
Für alle, für Führungskräfte, für Berater und Begleiter.
Intrinsische und extrinsische Grundhaltung
Intrinsisch = nach innen gerichtet.
Extrinsisch = nach außen gerichtet.
Jeder Mensch auf dieser Welt ist individuell mit diesen Ausrichtungen der Persönlichkeit und Motivation ausgestattet und handelt danach. Im sozialen Bereich ist es wichtig, beides zu haben. Sich extrinsisch auf andere Menschen einlassen können und sich intrinsisch abgrenzen zu können vor möglichen schädlichen Rahmenbedingungen.
Ein Mensch mit Behinderung arbeitet in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung, mit der Hoffnung sich dort weiterzuentwickeln, um auf den ersten Arbeitsmarkt wechseln zu können.
Nach Jahren …. Die Gruppenleiter haben nicht vor, dass dieser Mensch sich zu weit weiterentwickelt, sonst geht eine wichtige Arbeitskraft verloren, die für die Werkstatt dringend gebraucht wird. Der Mitarbeitende bleibt nun für immer in dieser Schleife der „schützenden Umgebung“.
Hier habe ich absichtlich überzogen formuliert, um klarzumachen, wohin überzogene Professionalität führt. Wem dient das?