Das Krokodil in der Kommunikation – Wenn Emotionen das Steuer übernehmen
Stell dir vor: Du bist mitten in einem Gespräch – und plötzlich wirst du laut, ziehst dich zurück oder denkst nur noch in Schwarz-Weiß-Kategorien. Es ist, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. In diesem Moment übernimmt nicht dein kluger Verstand, sondern dein sogenanntes „Reptiliengehirn“. Ich nenne es gern: das Krokodil in der Kommunikation.
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Schnelle Zusammenfassung
- Das „Krokodil“ steht für das Reptiliengehirn – unsere instinktive Reaktion auf Stress oder Bedrohung.
- Emotionen übernehmen das Steuer: Fight, Flight oder Freeze.
- Woran du erkennst, dass dein Krokodil aktiv ist – und wie du es beruhigst.
- Strategien für Selbstwahrnehmung, Pausen und klare Sprache.
1️⃣ Warum das Krokodil wichtig ist
Unser Reptiliengehirn ist uralt. Es sichert unser Überleben, indem es auf Gefahr sofort mit Fight, Flight oder Freeze reagiert. Diese schnelle, automatische Reaktion ist eine Schutzfunktion, die über Millionen Jahre entstanden ist. Doch in modernen Gesprächen gibt es selten einen echten Tiger im Raum – trotzdem springt das Krokodil an, sobald wir uns bedroht fühlen.
2️⃣ Typische Anzeichen für den Krokodilmodus
- Der Puls steigt, Druck oder Enge im Hals oder in der Brust.
- Sprache wird schärfer, lauter oder dringlicher – oder völliger Rückzug.
- Gedanken kreisen um Extreme: „immer“, „nie“, „alles oder nichts“.
Kurz: Dein rationales Denken verabschiedet sich – Emotionen übernehmen.
3️⃣ Folgen für die Kommunikation
- Der Inhalt der Botschaft geht unter – übrig bleibt nur die Emotion.
- Missverständnisse und Konflikte eskalieren schneller.
- Zuhören und Empathie sind blockiert.
Wichtig: Das Krokodil zeigt sich nicht nur laut. Auch Rückzug oder Erstarren sind stille Signale – aber genauso bedeutsam.
4️⃣ Strategien, um das Krokodil zu zähmen
- Selbstwahrnehmung: Achte bewusst auf deine Signale – Enge, Hitze, Unruhe – und benenne sie innerlich.
- Pause: Atme tief durch, zähle bis 10 oder verschiebe das Gespräch. Bitte ruhig aktiv um eine Pause.
- Selbstberuhigung: Trink Wasser, bewege dich oder nutze Atemtechniken (z. B. 4-7-8-Atmung).
- Sprache ändern: Statt „Du machst mich wütend“ → „Ich fühle mich angespannt, weil mir Klarheit wichtig ist“.
- Meta-Kommunikation: Sprich es an: „Ich merke, ich bin gerade aufgebracht – lass uns kurz sortieren.“
5️⃣ Best Practices für den Alltag
- Frag dich regelmäßig: „Bin ich gerade im Krokodilmodus?“
- Verabrede im Team ein Signal, wenn Emotionen zu hochkochen.
- Nutze Reflexionen: „Was brauche ich gerade wirklich?“
- Entwickle ein achtsames Mindset – dein Krokodil liebt Klarheit und Ruhe.
Fazit
Das Krokodil ist nicht dein Feind – es will dich schützen. Aber wenn es die Kontrolle übernimmt, kann es Gespräche sabotieren. Entscheidend ist, es rechtzeitig zu erkennen, zu beruhigen und wieder deinem Verstand das Steuer zu überlassen.
Welche Signale haben gezeigt, dass dein Krokodil aktiv war?
Welche kleine Strategie hätte dir geholfen, ruhiger zu bleiben?
Bonus: Handout – Das Krokodil in der Kommunikation
3 Anzeichen, dass dein Krokodil aktiv ist
- Dein Puls steigt, du spürst Druck oder Enge im Hals oder in der Brust.
- Deine Sprache wird schärfer oder du ziehst dich zurück.
- Deine Gedanken kreisen um Extreme („immer“, „nie“, „alles oder nichts“).
3 Sofortstrategien, um dein Krokodil zu zähmen
- Atme tief durch, zähle bis 10 oder bitte um eine kurze Pause.
- Nutze Ich-Botschaften statt Vorwürfe – z. B. „Ich fühle mich angespannt, weil mir Klarheit wichtig ist.“
- Trink Wasser, bewege dich oder nutze die 4-7-8-Atmung.
Frag dich beim nächsten Streit: Was braucht mein Krokodil gerade – Angriff, Rückzug oder einfach Luft holen?